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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

glänzenderes, – und darin wird kein Raum mehr sein für den Volksschullehrer.... Sie werden sich schnell dahinein finden – es ist ja so natürlich ... ihm aber, dem armen Narren bricht etwas dadrin entzwei.“

Mit einer hilflosen Geberde legte er die Hand aufs Herz.

„Aber Stepan Nikolaitsch, guter Stepan Nikolaitsch, reden Sie doch nicht so!“ rief sie in ehrlichem Mitgefühl. „So ist es nicht.“

„Ist es nicht so?“ fragte er und sah sie mit langem tiefen Blick an.

„Nein, wirklich nicht!“ beteuerte sie.

Da sprang er auf und warf sich vor ihr nieder.

Er drückte den Saum ihres Kleides an seine Lippen, an Stirn und Augen.

„O Wally Iwanowna, Wally,“ – keuchte er ganz außer sich, „wissen Sie denn nicht, fühlen Sie denn nicht, wie ich Sie liebe?“

Erschüttert beugte sie sich zu ihm nieder, ihre Finger streichelten sein Haar. „Ich habe Sie ja auch lieb, Stepan Nikolaitsch.“

Er war aufgestanden und sah sie mir glühenden Augen verzehrend an. „Sie – mich? Sie .... mich?“ wiederholte er wie ein Irrsinniger, „Nein, Wally Iwanowna, – das ist ja nicht möglich! Das wäre ein so grenzenloses Glück für mich .... ich kann, ich darf es nicht glauben!“

„So glauben Sie es doch nur!“ rief sie zwischen Lachen und

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)