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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Darauf bin ich Ihnen keine Antwort schuldig.“

„Bravo!“ sagte der Baron beifällig. Wie ein gereizter Tiger funkelte Vater Nikiphor den Edelmann an.

„Mit welchem Recht“ ... begann er wieder – „mit welchem Recht nehmen Sie Anteil an unserer Aussprache?“

„Ich verweigere Ihnen jede Antwort auf eine ähnliche Frage“, sprach der Baron mit eisiger Höflichkeit. „Die Antwort daraufhin bin ich jederzeit bereit meinem Landsmanne, Pastor Brenner zu geben. Übrigens nehme ich mir die Freiheit, Sie auf das Deplazierte Ihres Eindringens und Vorgehens aufmerksam zu machen. Wären Sie mir in dieser Weise in meinem Hause begegnet, mein sehr geehrter Herr, ich sähe mich veranlaßt, von meinem Hausrecht Gebrauch zu machen.“

Erstarrt stand Vater Nikiphor. Langsam und mächtig schwollen ihm die Stirnadern an.

„Hausrecht!“ schrie er seiner Sinne nicht mehr mächtig – „Es fragt sich nur, wer das Hausrecht in diesem Lande hat – die eingedrungenen deutschen Herren, die sich das Hausrecht geraubt und gestohlen haben, oder wir Russen und die einheimische Be­völkerung!“

Die Augenlider des Barons zuckten. Er stand in straffer eleganter Haltung da.

„Ich bedaure Sie aufrichtig, lieber Pastor,“ sagte er, „daß

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)