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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Böse Gedanken ... wieso denn?“ fragte Stepan Nikolaitsch.

„Nu, ich will nichts gesagt haben, aber ich weiß, was ich weiß!“ sagte die dicke Frau geheimnisvoll. „Seine arme Frau ... hab ich auch noch gekannt. Gott, war das ein Kreuz!“

In diesem Augenblick ertönte ein wuchtiger Schritt auf dem Flur, die Tür wurde aufgerissen und in seiner ganzen Größe stand die breite Gestalt des Popen vor den Beiden.

„Eh, Matriona Fadejewna, meine Gute, können Sie mir nicht sagen, wo Ihr Mann steckt?“ fragte der Geistliche laut, „So so, Erbsen bolstern wir? Eine nützliche und angenehme Beschäftigung!“

Ungeniert fuhr er mit der breiten Faust in die Schüssel und nahm sich eine Hand voll heraus.

Eilig war die Küstersfrau aufgesprungen und strich ihre Schürze zurecht. „Kusmitsch wird in die Kirche gegangen sein, um alles zum morgenden Festtag vorzubereiten,“ sagte sie. „Be­fehlen Sie etwas, Vater Nikiphor?“

„Er soll nachher zu mir herunterkommen, ich muß ihn notwendig sprechen. Nun und Sie, Stepan Nikolaitsch, – waren Sie noch nicht mit den Regenschirmen bei den beiden Schönheiten – wie? Nein bewahre – das Männchen macht sich’s bequem und schält Erbsen wie ein artiges Muttersöhnchen, – ist auch die rechte Beschäftigung für Sie!“

Spottend strich er dem Volksschullehrer über die Haare.

Im Innersten gestachelt, saß Stepan Nikolaitsch da und öffnete

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)