Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/105

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

als möglich aus dieser Stätte der Überfälle und der Brände ent­fernt haben. Besprich das mit deiner Braut.“

„Da ist nichts zu besprechen,“ sagte Ernst Philippi warm.

„Die Sache ist in Ordnung. Wir reisen morgen.“ – –

Ein großer schwerbepackter Reiseschlitten fuhr über das flache Land in der Richtung zum Annenburgschen Kruge. Ein zweiter Schlitten folgte. Die Barone der benachbarten Güter, bis an die Zähne bewaffnet, hatten es sich nicht nehmen lassen, ihrem stellvertretenden Pastor das Geleit zu geben.

Fünf Wochen später zog das junge neuvermählte Paar in das ihnen so liebgewordene leere Pastorat Kronenthal, und wieder geleiteten es die Barone.

Diese einfache Handlung schloß symbolisch den Kern eines kraftvollen ferneren Zusammenhaltens von Adel, Geistlichkeit und Bürgerschaft in sich, in dem Sinne, wie der alte Rausuppensche und Ernst Philippi es empfunden und ausgesprochen hatten. Das Deutschtum sollte und mußte sich gegenseitig Halt und Stütze bieten, denn es stand und steht noch immer „auf brennendem Boden.“


Empfohlene Zitierweise:
Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)