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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Seine Stimme ist hohl und nicht selten schreyend, und den Conversationston scheint er gar nicht zu kennen. Sein Gesicht, so wie seine ganze Figur ist kindisch, und ich begreife nicht, wie er bey allen seinen Abgeschmacktheiten der Liebling des Publikums seyn kann. Sein Hamlet ist das Meisterstück eines verdorbenen Geschmacks. Den berühmten Monolog to be or not be verhunzt er erbärmlich, so wie er Hamlets ganzen Charakter vergreift. Wenn sich der Mann nur die Mühe nehmen wollte, Göthe’s neuesten Roman zu studiren, so würde er auf Fehler aufmerksam gemacht werden, die er vielleicht jetzt für Schönheiten hält. Ein Künstler hat ihm die Ehre angethan, ihn als Fürst in dem Ifflandschen Stücke: Dienstpflicht, bey den Worten: keine Jagd für heute, in Kupfer zu stechen. – Herr Weidmann spielt viel komische Rollen und gehört ohne Widerspruch unter die ersten Komiker Teutschlands. Wenn er zweyerley Todsünden zu vermeiden suchte, so blieb vor ihm nichts mehr zu wünschen übrig. Er übertreibt nicht selten auf eine unverzeihliche Art und spricht im österreichischen Accente, daß es zum Erbarmen ist. Er war zuerst Statist und machte in der Epoche des Extemporirens sein Glück durch einen gut angebrachten Spaß. Sein Herr von Plumper in dem Jüngerschen Stücke: er mengt sich in Alles, ist das non plus ultra dieser Art und sein Bettelstudent in dem Stücke gleichen