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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

dem Personal entscheidet über den Werth eines neuen Stückes und vertheilt die Rollen. Er besteht aus den beiden Stephanie, Brockmann, Lange, Müller, Klingmann und Weidmann. Brockmann fing seine Laufbahn in einer Kreuzerbude an und hat sich bis zu den ersten Schauspielern Teutschlands empor gearbeitet. Ausgenommen, daß sein Vortrag bisweilen in’s Deklamatorische fällt, ist an ihm kaum etwas auszusetzen. Seine Haltung, sein Gang, seine Stimme, seine Gebehrden, Alles zeigt den Mann von Kenntnissen und Routine. Er verbindet mit einem seltenen Geschmacke ein ungemeines Studium. Aber Schade, daß es ihm ein wenig an Geschichtskenntnissen zu fehlen scheint, eine Krankheit, an der überhaupt das ganze Personal laborirt. Ich sah ihn einigemahl in Stücken aus dem dreyzehnten und vierzehnten Jahrhundert mit vielem Anstande Toback nehmen. Es kann seyn, daß dies auch blos ein Versehen war, das man durch eine eiserne Gewohnheit entschuldigen könnte. Der ältere Stephanie betritt jetzt selten mehr das Theater und hilft nur im Nothfalle noch aus. In Rücksicht der Herrn Lange, Stephanie des jüngern, Bergobzomer und Müller beziehe ich mich ganz auf Risbeck, dessen Schilderung von ihnen noch bis auf diesen Tag wörtlich paßt. – Herr Klingmann spielt die ersten Liebhaber- und Heldenrollen. Er ist für mich der unausstehlichste Schauspieler von der Welt.