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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

der Stadt, Abends das Publikum in Augenschein zu nehmen, hat immer noch sein Angenehmes. Aber da giebt es Leute, die den ganzen Tag auf Stühlen dahin gepflanzt sind, und sich kaum Zeit nehmen, die Leibesbedürfnisse zu befriedigen. Wer sich einen Begriff von dem hiesigen Müßiggange machen will, darf nur ein paarmahl einen Ritt über den Graben machen.

Unter den hiesigen Theatern stehen das Hoftheater und das Theater nächst dem Kärntnerthore oben an. Bey beyden ist der Hof intereßirt und in beyden wird entweder von den Hofoperisten, oder Hofschauspielern, oder von beyden zugleich gespielt. Ich werde beyde unter dem Namen Nationaltheater begreifen. Die Wiener behaupten nicht zu viel, wenn sie es unter die ersten in Teutschland setzen. Das Personal ist ungemein zahlreich, und du kannst leicht denken, daß die Künstler auch eine Menge Stümper mit durchschleppen müssen. Du findest in den Briefen des reisenden Franzosen eine ausführliche Kritik über die Ersten dieser Künstler. Weil sich aber seit der Zeit, da Risbeck schrieb, Manches verändert hat, so muß ich auch wenigstens ein paar Worte darüber sagen. Das ganze Theater steht unter der Direction eines gewissen Baron Praun, der für die Aufnahme guter Mitglieder sorgt, und wenn ich nicht irre, das Theater vom Hofe in Pacht hat. Ein Ausschuß aus