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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Das preußische Ministerium hat hierin ganz eigene, von den hier geltenden ganz verschiedene Grundsätze. In dem Staatsrathe giebt es sonst noch sehr geschickte Leute. Ich nenne dir unter den Räthen dem größten teutschen Historiographen, Johann Müller, ehemals geheimer Staatsrath in Mainz. Die Veränderungen in dem politischen Systeme dieses Mannes sind auffallend. Du weißt, daß er für die Sache des Fürstenbundes eine hinreißende Deduction geschrieben hat. Aber wirst du es glauben, wenn ich hier sage, daß eben dieser Mann, der vor der ganzen gelehrten Welt den Fürstenbund das Meisterstück der Politik und den einzigen Erretter der teutschen Freiheit genannt hat, jetzt öffentlich drucken läßt, daß der verstorbene König von Preußen die teutschen Reichsstände damit betrogen habe? Daß eben der Mann, der noch immer das Publikum als teutscher Tazitus entzückt, vor einigen Tagen in einer berüchtigten Brochüre den Vorschlag gethan hat, denjenigen, der nur von Feinden sprechen würde, der Rache des Volks Preiß zu geben?

Der Reichshofrath wird hier gar nicht bemerkt und du kannst hundert Wiener fragen, die nicht einmahl wissen, daß dieses Gericht in der Stadt ist. Eine solche Stelle trägt für einen Gelehrten in guten Jahren 5. und 6000. fl. Sie stehen