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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

nachher, daß er ein Spion und besonders dazu abgeschickt war, uns zu behorchen, weil wir durch so eine ungewöhnliche Sprache der Polizey zu sehr aufgefallen waren.

Es ist nicht genug, daß du an öffentlichen Oertern von der Polizey geplagt wird, nein! sie verfolgt dich auch bis in die geheimsten Gemächer deiner Wohnung, aber nicht mehr wie ehemals um zu untersuchen, ob du im Punkte der Liebe ausschweifest. Bist du einmahl im großen Buche dieses fürchterlichen Inquisitions-Gerichtes schwarz bezeichnet, so sichern dich keine Mauern und keine Thüren mehr. Du findest in deinem Bedienten, in deinem Wirthe, in deiner Aufwärterin, in deiner Mätresse und ich möchte sagen in deinem Hunde einen Spion. Jetzt ist dieser abscheuliche, die Menschheit entehrende Unfug, auf den höchsten Gipfel gestiegen, und ich glaube nicht, daß man je in Venedig so eingeschränkt war, als man jetzt hier ist. Das unschuldigste Wort kann dich in’s Hundeloch, wohl gar auf die Schandbühne bringen. Ein Mitglied von der Polizey hat mir vor einigen Tagen einen kleinen Auszug aus dem großen Buche mitgetheilt, das die Conduitenliste aller Fremden in dieser Stadt enthält. Um dir einen Begriff davon zu geben, schreibe ich dir Folgendes daraus ab: „A. ist verdächtig. Er hat in Göttingen studirt