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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Flasche Rheinwein, und hintennach noch eine kleine Flasche Montepulciano sind die gewöhnliche Portion, und dabey sind die meisten Morgens so heiter und guter Dinge, als wenn sie die Nacht in den Armen ihrer Lais zugebracht hätten. Sie beschicken früh ihre Arbeit und der Herr Prinzipal lobt ihren Fleiß.

Der Aufenthalt für einen Practikanten ist hier theurer, als auf irgend einer Universität. Tausend Gulden ist jährlich noch eine kleine Summe. Mit 1500. kommt er gerade aus, wenn er das Gewöhnliche mitmachen will. Der Mittags- und Abendtisch mit Wein beläuft sich schon auf 600. fl., die Wohnung auf 72. bis 144. fl. Nun die Nebenbedürfnisse, Kleidung, Gesellschaften, Bälle, Concerte, Spiel, Haarbau, Wäsche, Bedienung, Frühstück, Toback, Excursionen, Honorar, Bücher und hundert andere kleine Dinge, die man anderswo leichter entbehren kann, oder auf Universitäten gar nicht kennt.

Alles das verschmerzt sich aber leicht, wenn der junge Mann bedenkt, daß sein Glück gerade hier gegründet worden ist. Manche sind auf die Empfehlung ihres Prinzipals bey den Ständen sehr gut angekommen, und von hieraus als Räthe oder Assessoren in Collegia eingetreten. Ich könnte dir eine ganze Liste von denen machen, die der vortrefliche Steigentesch allein angebracht oder doch mittelbar zu ihrer Anstellung mitgewirkt hat.