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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

auf dem mit goldener Schrift der Name: Jerusalem steht. Unten sitzt eine Eule und daneben lieget eine zerbrochene Palette, ein Griffel, eine Harfe mit einigen zersprungenen Saiten und ein aufgeschlagenes umgekehrtes Buch, auf dessen Rücken Göthen’s Namen eingegraben ist. Oben schwebt ein Genius, der ein von einem Pfeile durchbohrtes Herz gen Himmel trägt. Das Grab sammt dem Beiwerk ist aus Blankenburger Marmor, von Melchior, wenn ich nicht irre, der ehemals in Höchst wohnte, gehauen nach einer Zeichnung eines bekannten hiesigen Dilettanten.

Der Hauptspatziergang in der Stadt ist ein kleiner Platz neben einer alten Kirche in arabischem Geschmack. Er ist theils gepflastert, theils mit Rasen bewachsen, theils mit Sande überschüttet, ungefähr 50. Schritte lang, 12. breit, mit einer niedrigen Mauer umgeben, kurz, der elendeste Spatziergang, den ich in meinem Leben gesehen habe, aber dabey in einem Betrachte nicht minder wichtig, als weiland die große Allee in Mainz, die Linden in Berlin, die Esplanade in Leipzig und der Augarten in Wien. Hier verschnauft sich der Assessor, wenn er aus dem Senate kommt, und hier werden die Liebesbündnisse eingeleitet und geschlossen. Im Sommer wird dieser Platz von 10 und 11 Uhr Abends