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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Töchter, während ihre Tische mit Wassersuppe und Habergrütze besetzt sind, und die alten Ringe und Familienstücke zu den Juden wandern müssen.

Oeffentlich vergnügt man sich hier mit Spatzierengehen, mit Concerten und Bällen. Obgleich die Stadt eine recht romantische Lage hat, so fehlt es ihr doch an schönen Spatziergängen, oder richtiger gesagt, die schönen werden nicht besucht. Der Hauptort für die Excursionen ist das eine halbe Stunde von hier entlegene Dorf Garbenheim, wo sich Wetzlars schöne Welt zu allen Jahrszeiten herumtummelt. Zwey Wege führen dahin. Der eine geht über das Gebürg durch eine äußerst romantische Gegend, zum Theil im Schatten von Gebüschen und eines kleinen Waldes, diesen betritt aber Niemand. Der andere führt längst dem linken Ufer der Lahn an der Seite eines weiten Thales an einem Berge hin über eine dürre Straße, wie in den asiatischen Sandwüsten, und man ist dabey von sengender Sonnenhitze geplagt, die an dem steilen Berge zurückstrahlt. Auf diesem wandelt nun die schöne Welt in einer ewigen Staubwolke oder einem tiefen Moraste in die elende Bauernschenke mit einem noch elendern Garten nach Garbenhein. Der Ort ist jedem bekannt, der Anspruch auf Geschmack macht, also auch dir. Ich darf ihn nur mit einem andern Namen nennen. Es ist nämlich der berühmte Ort Waldheim in dem Roman aller