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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

giebt es jetzt keine Beyspiele mehr, daß eine Parthey ihren Referenten bey Mätressen, Bedienten oder Sesselträgern erfragen muß. Dieses alberne Geheimthun ist längst weggefallen, und kein Notarius oder Leser macht sich jetzt mehr ein Gewissen daraus, dir deinen Referenten zu nennen.

Daß es Wege giebt, seine Sache einem gewissen Senate oder wohl gar einem gewissen Assessor, zu dem man ein Zutrauen hat, in die Hände zu spielen, ist wohl unläugbar und ich glaube zu wissen was ich sage. Ausser den ungewöhnlichen und kostbaren Wegen ist dieser der einfachste und wohlfeilste. Man bittet den Hebdomadarius auf irgend eine Art, die quästionirte Sache, wenn sie auch schon in der Audienz übergeben worden ist, so lange zurück zu halten, bis der Kammerrichter meinem beliebten Manne wieder Acten zutheilt; denn dieser hält sich bey dem Vertheilen sowohl in Rücksicht der Senate als der Assessoren an eine gewisse Ordnung die der Hebdomadarius schon kennt.

Nichts ist lächerlicher, als die Audienzen. Hier werden die Urtheile publizirt und die Prokuratoren receßiren gegen einander. Dies geschieht, ich weiß nicht, in welcher Sprache, denn man hört dabey nichts als ein unverständliches Gemurmel, das ich in der That mit einem Truthahnsgekoller vergleichen