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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

sichtbar. Der Jurist, der Arzt, der Theolog geht selten von hier, ohne ein Kollegium über die Statistik, über einen besondern Zweig der Geschichte, über Sprachen, Landwirthschaft u. dergl. zu hören. Der Theologe hört nebenbey Staatsrecht, Naturgeschichte, Anatomie; der Jurist Anatomie, Naturgeschichte, Exegese, Kirchengeschichte; der Arzt Geographie, Zeichenkunst, Alterthümer u. dergl. Alles das ist aber auf allen Universitäten unmöglich, wo jährige Kurse sind, man müßte, wie weiland, mit Weib und Kind da bleiben wollen. Die Studenten sind hier nicht damit zufrieden, Zeugnisse über die sogenannten Brotwissenschaften zu erhalten, nein sie suchen Gelehrte im eigentlichen Verstande des Wortes zu werden. Sie lernen die Wissenschaften ihrer selbst wegen schätzen und üben, und nicht darum, weil sie einst davon leben sollen, denn unsere Anstalten sind nicht allein auf die Bildung künftiger Staatsbeamten, sondern auch auf die Bildung eigentlicher Gelehrten berechnet.

Es sind nun noch 2. Einwürfe übrig, mit denen ich mich ganz kurz abfinden werde. Der eine betrifft die Freitische und der andere die Religion. Die Freitische sollen hier nicht nach Verdienst ausgetheilt werden, und es soll nicht selten der Fall seyn, daß ein stattlicher Herr, der in Karriolen fährt, wöchentlich ein paarmahl ausreitet, und