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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

glaube schwerlich. Wenn man erst Fasanen und Auerhähne in unsere Wälder setzt, und Tokaier, Johannisberger und Grinzinger auf unsern Bergen pflanzt, dann wollen wir uns auch schon gütlicher thun. So bleiben wir aber geistige Esser, und kommen mit Kartoffeln und Bier eben so weit, wie die Wiener bey Fasandlen, Ganserln, Kapaundeln, Händeln, Eingemachtes, Kaiserfleisch, Beischsguglhaupt, Ofner, Osterauer und Horner. Wir befinden uns im Gegentheile noch besser. Ich habe hier noch nie einen Sachsen über das Essen klagen gehört. Aber die Rheinländer und ihres Gleichen affectiren sogar krank zu werden, wenn sie Anfangs hierher kommen. Doch, wie gesagt, das ist blose Affectation, und keiner von ihnen wird noch eine Indigestion hier empfunden haben, wie er sie empfindet, wenn er in Frankfurt im rothen Hause und im Schwane, und in Mainz in den 3 Kronen von der Tafel aufgestanden ist. Er bezahlt hier nur 4 Thaler wöchentlich für den Mittagstisch und erhält dafür eine reichliche Mahlzeit, statt daß er in Frankfurt 20. Rthlr. bezahlen muß. Dieser Unterschied verdient doch auch ein wenig in Erwägung gezogen zu werden. Wenn er hier einen Gulden täglich zu verzehren Lust hat, so wird ihm Ruhländer schon ein leckeres Mittagsmahl vorsetzen, über das er sich gewiß nicht beklagen kann. Und ist unser Conradi für dergleichen Herrn nicht der