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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

über Mangel an Leuten klagen, und man sah es nur zu deutlich, daß es den Bauern an Knechten fehlte. Die Leibeigenschaft, die Kaiser Josef aufgehoben hat, besteht jetzt blos darinn, daß die Bauern für ein bestimmtes Geld ihren Leibsherrn die Dienste verrichten müssen, die sie sonst umsonst thun mußten. Sie befinden sich dabey nicht um vieles gebessert. Ich müßte selbst jetzt noch staunen, wenn ich sah, wie die Leute auf dem Felde zusammen getrieben waren, und von einem unbarmherzigen Büttel mit einem Knotenstocke in der Hand zur Arbeit angehalten wurden. Die Eintheilung des ganzen Königreichs in lauter kleine Herrschaften ist ein wahres Unglück für das Land. Wenn auch diese Duodezdespoten sich nicht mehr wie Vampyre an ihre Unterthanen hängen können, so suchen sie doch wieder nach und nach ihre alten Rechte hervor, und es ist schon jetzt um vieles schlimmer geworden, als es vor 7. Jahren war. Was für ein mächtiges Reich könnte nicht Böhmen werden, wenn es eine andere Verfassung hätte, wenn die Herrschaften gezwungen wären, ihre Einkünfte im Lande zu verzehren. Dieses Reich hat wirklich Alles, was es braucht und es hat weder zum Bedürfnisse, noch zum bequemen Leben, selbst nicht einmal zum Luxus fremde Hülfe nöthig. Bergwerke, Vieh, Holz, Wasser, Wein, Früchte, Edelsteine, Alles ist in einem solchen Ueberflusse da, daß noch eine