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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

die er sich seit 30 Jahren erworben hat, seit er seinen ehrenvollen Posten bekleidet. Der Präsidenten giebt es 2, 1. katholischen und 1. protestantischen. Jener, ein Graf Oettingen-Wallerstein, der erst seit einigen Jahren hier ist und vorher Reichshofrath war, ist ein recht artiger und gefälliger Mann, und wirklich ein Freund der schönen Künste. Uebrigens wird von diesen beiden Herren keine tiefe Gelehrsamkeit, sondern nur alter Adel erfodert, um in den Senaten und Audienzen zu präsidiren und conclusa zu fassen, die sie aber in weitläuftigen Sachen meist andern überlassen.

Wenn ich nun meine Augen von den Hauptpersonen abziehe, so machen die Advokaten und Prokuratoren die zweite Klasse aus. Jene sind so zu sagen die Verschnittenen der ersten Klasse. Weil es ihre Hauptabsicht ist, eine Prokuratur zu erhalten, die von den richtenden Personen abhängt, so machen sie diesen auf die niedrigste Art den Hof, selbst mit Vernachläßigung des Wohlstandes durch eine affectirte Unterthänigkeit und abscheuliche Grimassen. Die Prokuratoren sind etwas freier und unabhängiger, weil sie schon die höchste Stufe, zu der sie hier gelangen können, erstiegen haben. Es giebt einige unter ihnen, die in ihrer Einnahme noch einmahl, auch zwey und dreymahl so hoch, als ein Assessor stehen. Aber sie bleiben dennoch, so wie