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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

läßt; erzählt dir ihre Abenteuer zu der Zeit, als Karl XII. bey Pultawa geschlagen ward, auch wohl etwas von Butter und Käse u. dgl. Die Andern sind in beständige Parthieen an die Spieltische vertheilt, wo oft sehr hoch gespielt wird, selbst Faro nicht ausgenommen, für das im vorigen Winter von der Frau eines Assessors und einem österreichischen General eine eigene Bank errichtet war.

Die Damen der ersten Klasse halten sich immer in einer weiten Entfernung von der zweiten, und lassen diese ihren Rang selbst öffentlich empfinden. Es ist stadtkundig, daß die adeliche Frau eines berühmten Prokurators, der jährlich seine 10000 fl. Einkünfte hatte, nach der adelichen Gesellschaft lüstern ward, von der sie vermöge des Amtes ihres Mannes ausgeschlossen war. Nachdem ihre Supplike um die Aufnahme einigemahl cum indignatione zurückgegeben war, gelangte sie endlich, aber erst nach dem Tode ihres Mannes, in einer eigenen Sitzung des weiblichen Kammergerichts, worinn es stürmischer als in irgend einer Rathssitzung zugegangen seyn soll, durch die Mehrheit der Stimmen zu dieser Ehre, aber blos für ihre Person und ohne Präjudiz auf künftige Fälle. Du darfst diese Anekdote nicht für ein Bruchstück aus der Aergerchronik dieser Stadt halten; nein! Alles ist hoher ungeheuchelter Ernst, und man nennt dir hier die Namen