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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Das meiste Gewicht haben sich die hiesigen Juden durch ihre Wechselgeschäfte mit dem verschuldeten böhmischen Adel zu verschaffen gewußt. Dieser ist gegen die Juden so dankbar, daß er diese schädliche Nation gegen die Klagen des Stadtbewohners und Landmannes vor dem Throne des Königs in Schutz nimmt. Weil die meisten großen Herrn in Prag an Juden schuldig sind, so werden dadurch die lächerlichsten Auftritte veranlaßt. Wenn der Christ Stundenlang antichambriren muß und dann sich doch nur in tiefster Tiefe vor Sr. Exzellenz, oder Gnaden, oder Hochwürden Gnaden zeigen darf, so hat der Jude die Erlaubniß, unangemeldet einzutreten und mit dem hohen Gönner zum Fenster hinaus zu schauen. Wir sind hier sehr tolerant, sagte mir neulich ein Graf, dem ich aufwarten mußte, als Herr Levi sehr ungestümm im Vorzimmer rumorte.

Bey so bewandten Umständen können die hiesigen Juden ruhig in die Zukunft blicken, bis die Natur wieder einen Josef weckt, der aber weniger stürmisch, und weniger unglücklich seyn müßte. Dieser große Monarch sah sehr gut den Schaden ein, den die Juden in Böhmen anrichten, und der Entschluß war gleich gefaßt, ihm abzuhelfen. Er erlaubte und befahl ihnen sogar, sich Landgüter zu kaufen und Bauern zu werden. In den ersten