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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Mätressen. Alles ist ihm dabey günstig, und er hat sogar Rechte, die sein christlicher Mitbürger entbehren muß. Das elende Zunftsystem, welches in den meisten teutschen Städten die Zuchtruthe der Künstler und Handwerker ist, kommt hier den Juden herrlich zu statten. Indem die Christen diesem unpolitischen Gesetze unterworfen und in meisten Dingen beschränkt sind, ist der Jude der freieste Mann von der Welt. Wenn der Christ nicht zünftig, d. h. Mitglied dieser oder jener Innung ist, so ist alles untersagt, was nur auf einen scheinbaren Nachtheil, der einer Zunft zuwachsen könnte, Bezug hat. Oft ist es ihm sogar unmöglich aufgenommen zu werden, entweder weil die Zahl schon voll ist, oder weil man an seiner Person etwas auszusetzen findet. Indessen treibt der Jude auf dem Wege der Gesetze allen möglichen Unfug. Er braucht nicht zünftig zu seyn, weil er ein Jude ist, und darf freien Handel und freies Handwerk treiben, weil er seinen Schutz bezahlt. Kein Gesetz legt ihm hier Fesseln an.

Die Juden haben sich hier durch eine erstaunliche Uebung in dem Kleinhandel eine gewisse Routine erworben und gewisse praktische Handgriffe gelernt, die wirklich bewundernswürdig sind. Aber von der großen Handlungskunst verstehen sie keinen Buchstaben. Jenes ist die Folge ihrer Erziehung