Seite:Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798).djvu/16

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

verliert. Ausgenommen, daß man im Staatstalar und Degen dabey erscheinen muß, findest du weder die Schmausereien der Wiener und Münchner, noch den Aufwand der Hamburger darinn. Das wäre nun freilich nicht viel verloren, wenn man auf der andern Seite durch eine gewürzte Unterhaltung entschädigt würde. Aber damit sieht es noch erbärmlicher aus. Sprichst du mit dem Assessor, so dreht sich Alles um mandata S. et C. C. und die Weiber haben entweder schon ihre Cicisbeos, oder sie stecken hinter einem so stinkenden Stolz, daß man davon laufen möchte. Selbst hier behaupten sie einen gewissen Rang unter sich und bilden gleichsam ein weibliches Kammergericht. Die Frauen der kurfürstlichen Assessoren gehen den andern nach einer gewissen Ordnung vor. Sie sitzen auf Faulbetten, während sich die andern mit Sesseln begnügen, reichen dir mit unbeschreiblich affectirter Hoheit die Hand zum Kusse und werden von dem Männervolke mit einem Schwalle von Titulaturen überhäuft, daß es zum Todtlachen ist. Was für erbärmliche Rollen oft hierbey gespielt werden, übersteigt allen Glauben. Da sitzt z. B. die gnädige Frau, die durch die Beförderung ihres Mannes auf einmahl aus dem Bürgerstande getreten ist, und belästigt deine Ohren mit dem abscheulichsten Deutsch oder dem Patois französischer Fischweiber, das ihren Krämer- oder Kammermädchen-Stand nicht verkennen