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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Eine Bittschrift, welche die Prager Bürgerschaft wegen der Juden dem jetzigen Kaiser übergeben hat, und wovon man hier sehr viel Aufhebens macht, war die Ursache, daß ich mich während meines hiesigen Aufenthaltes um die Juden mehr bekümmerte, als sonst Reisende gewohnt sind. Ein kleiner Durchflug durch die Stadt dieser Nation gab mir gleich Anfangs Stoff zu einer Menge Fragen, die man hier zum Theil auf eine recht zuvorkommende Art gelöset hat.

Die Anzahl der hiesigen Juden läßt sich ohne einen Blick in das Archiv der Regierung nicht genau bestimmen. Gewöhnlich giebt man sie auf 8000. Seelen an, aber dies ist offenbar zu wenig. Bürger, die von dieser Sache sehr gut unterrichtet seyn konnten, versicherten mir, daß sich ihre Anzahl auf 20000. beliefe. Der Einfluß dieser Nation bey den Großen des Hofs, den sie durch allerley Wege zu erhalten und zu vermehren suchten, wäre Schuld daran, daß ihre eigentliche Anzahl für den Bürger immer ein Geheimniß bliebe, um ihm nicht einen noch größern Anlaß zu Beschwerden zu geben. Indessen wird es jedem unpartheiischen Beurtheiler sogleich in die Augen fallen, daß die letzte Angabe offenbar übertrieben und vielleicht nur von der Intoleranz