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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Die Leute werden wie Schaafe zusammengetrieben, um an den Festungswerken zu arbeiten. Alleen werden niedergehauen und Kanonen aufgeführt. Der Kayser hat versprochen, allen Schaden, den eine allenfalsige Belagerung verursachen könnte, aus seinem Privatvermögen zu erstatten. Die Wittwen und Kinder derjenigen, die auf dem Bette der Ehre sterben werden, sind zu Kindern des Staats erklärt.

Nichts ist mir auffallender, als daß in diesen Tagen, wo die Gefahr den höchsten Gipfel erreicht hat, der Wiener noch nichts von seinem angebohrnen Schwelgersinne verloren hat. Selbst heute werden Kasperle und Schikaneder ihr Wesen treiben, aber es findet sich kein Schauspieler, der die Bürger enthusiasmirt, und durch ein schwarzes langsam aufgerolltes Tuch mit den Feuer flammenden Worten: Bürger, das Vaterland ist in Gefahr, wie in Paris die Herzen entzündet. Die Wirthshäuser und Schenken sind voller als je, und die Leute fressen und saufen mehr, als je.

Die freiwilligen Beiträge häufen sich sehr stark. Es giebt Wechselhäuser hier, die 20. und 30000. Gulden seit gestern als freiwilliges Geschenk dargebracht haben. Kleider, Stiefel, Schuhe, Wäsche,