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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

hast freilich keine ausgesuchte Lesebibliotheken, kein Institut wie Beygangs, aber eine Hofbibliothek, eine orientalische Akademie u. d. gl.

Ich glaube nicht, daß du noch etwas sagen kannst, und das, was du gesagt hast, war in der That sehr wenig, so wenig, daß du dich vielleicht beleidiget findest, daß ich es dir in dem Manne A. in den Mund gelegt habe. Du magst mich vielleicht in meinen Urtheilen nicht gründlich, sondern leichtsinnig nennen, und das vielleicht auch nicht ohne Ursache. Ich bin aber auch nicht gesonnen, Wien als einen Aufenthaltsort für immer in Schutz zu nehmen für denjenigen, der bloß privatisiren will, ohne bestimmte Amtsgeschäfte zu haben. Die rechte Mittelstraße, die allen Menschen geziemt, kann man freilich hier nicht gehen, und schon das Bewußtseyn, in gewissen Dingen unter drückenden Fesseln zu liegen, hat schon in die Länge etwas peinigendes. Wer wird aber nicht gern einige Zeit seinen Willen unter grausame Gesetze schmiegen, wenn er dabey Freuden anderer Art genießen kann, die ein wackerer Mann auch nicht verachten darf, oder zum wenigsten doch einmahl in seinem Leben genießen soll. Vergnügen ist das wesentliche Glück des Lebens, und da darf man freilich nicht erst nach Wien kommen, um es zu finden, denn fast in allen