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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Briefen von Wien schon gesagt hast, ist es ganz deutlich, daß sich der Geist in dieser Stadt in der peinlichsten Lage befindet, und nur für den Körper auf eine Art gesorgt ist, die schwerlich übertroffen werden kann. Wer wird aber essen und trinken, und auf weichen schwellenden Betten schlafen wollen, und den Geist darben lassen?

B. Das wäre freilich ein arges Vornehmen. Aber das sollst du ja nicht. Du kannst vielmehr beide Bedürfnisse auf die beste Art von der Welt befriedigen, und das ist doch wohl unendlich besser, als bloß für den Geist sorgen und den Körper vernachläßigen, oder umgekehrt? deine 4000. fl. ziehen dich aus der peinlichsten Verlegenheit. Höre einmahl, wie ich das anfinge, wenn ich 4000. fl. in der Tasche hätte und ein Jährchen hier leben wollte. Im Sommer hebe ich mich Morgens um 4. Uhr aus den Federn. Da steht schon mein Wagen vor der Thüre, und bringt mich nach Gefallen in den Augarten, in den Prater, nach Schönbrunn, nach Laxenburg, nach Dornbach, auf den kalten Berg und an hundert angenehme Orte, nach denen mir gelüstet. Unterwegens genieße ich das herrlichste Schauspiel. Da rollen hundert Equipagen nach dem Geschmacke aller Weltgegenden bey mir vorüber. Ich dränge mich durch alle Nationen, durch Teutsche, Franzosen, Engländer, Polen, Ungern,