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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Alles stand so voll und gedrängt, daß man umsonst zum Durchkommen Platz gesucht haben würde. Die Sperrung, welche in den Straßen hierdurch entstand, war unglaublich, denn mir ist versichert worden, daß die Wagen bis auf eine halbe Stunde vor der Linie bey Mariähilf, also 5. Viertelstunden von dem Orte der Versammlung, gehemmt worden wären. Die Bittfahrer brauchten 9. Tage zu ihrer Hin- und Herreise und ihre Absicht war, Waffenglück für die Oesterreicher von der heiligen Maria an diesem berüchtigten Wallfahrtsorte zu erflehen. Ob sich aber die Heilige erbarmen werde, daran scheint der bessere Theil des hiesigen Publikums sehr zu zweifeln. Der Hof, welcher in dieser gefährlichen Zeit Alles thut, um sich den dritten Stand zu verbinden, schickte sogar alle Prinzen des Hauses nach Mariazell, um da das Abendmahl zu empfangen, damit der Himmel die österreichischen Waffen gegen den Erbfeind der Christenheit, wie man hier allgemein ausposaunt, seegnen möchte. Da ward nun in der Hofzeitung viel Aufhebens davon gemacht, mit welcher Erbaulichkeit und Andacht die ganze Geschichte abgelaufen wäre, wie besonders die jüngern Erzherzoge mit aufgehabenen Händen, zerknirschtem Herzen und Thränen in den Augen vor dem