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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

eigenen Equipagen und wenn man einen Schneider oder Schuster rufen läßt, um das Maas zu nehmen, so kommt der Mann bey Leibe nicht zu Fuße, nein er fährt in einem Fiaker. An Sonn- und Feiertagen kann man den Bürger im Prater und Augarten, zu Schönbrunn u. a. a. O. in seinem vollem Glanze sehen. Ich habe einmahl im Prater ohne die Fiaker an herrschaftlichen und bürgerlichen Equipagen 336. Wagen gezählt. Und dazu will der Wiener etwas Körperliches haben. Er geht nicht, wie vielleicht der Berliner, spatzieren, um einen schönen Sommertag zu genießen und sich an den Freuden der Natur zu ergötzen, oder um mit einem guten Freunde oder einem lieben Mädchen ein Paar seelige Stunden zu verleben; nein! solche Vergnügungen kennt er gar nicht. Da muß die Tafel schwer mit gebratenen Hühnern, Enten und Gänsen, mit starken und kostbaren ungarischen Weinen, mit Gefrornen und Zuckerbrod besetzt seyn. Selbst bis auf den Packträger herab herrscht ein gewisser Aufwand und eine Art von Verschwendung, daß man kaum begreifen kann, wie die Lebensmittel und der Arbeitslohn noch so wohlfeil seyn können, als sie wirklich sind.

Kein Fremder kann hier über Theurung klagen, und wenn man die Wohnungen ausnimmt, so ist es hier so wohlfeil, als in irgend einer Stadt