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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Vortheil, aber auch gewiß für denjenigen, der sie benutzen will, einen großen Nachtheil hat. Der zweite Bibliothekar, Hofrath Denis, Exjesuit und erster Dichter Oesterreichs, nebst noch einigen andern, die hier Geschäfte haben, sind recht artige und gefällige Leute.

Die Anzahl der hiesigen Dichter ist Legion. Der eben genannte Denis, Blumauer und Alxinger[1] sind die vornehmsten darunter. Blumauer’s Muse scheint nun ganz verstummt zu seyn und sein Ruhm ist mit dem dritten Bande der travestirten Aeneis zu Grabe gegangen. Er giebt sich jetzt hauptsächlich mit dem Buchhandel ab, der sich aber in eben so schlechten Umständen, wie seine Lenden und Wangen befinden soll. Er hat unstreitig unter allen hiesigen Dichtern das meiste poetische Genie, das aber nicht ausgebildet ist, und sich dem Publikum in puris naturalibus zeigt. Alxinger, dem wir es zugeben wollen, daß er correct schreibt, hat gewiß weniger poetisches Talent als Blumauer. Er ist Sekretär bey dem Nationaltheater, und hat, was selten der Fall bey Dichtern ist, ein ansehnliches Vermögen. Sein Doolin von Maynz, der ihm zuerst einiges Ansehen verschaffte, ist nun ganz umgearbeitet; wer kann ihn aber nach Oberon noch lesen?

  1. Dieser ist bekanntlich schon gestorben.     A. d. H.