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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Nutzen. Es ist auffallend, wie es hier in den Vorlesungen zugeht. Der Professor macht ordentlich den Dorfschulmeister, giebt seinen Zuhörern Ermahnungen, Acht zu geben, gerade zu sitzen, nicht zu schlafen, und sagt ihnen die abscheulichsten Sottisen ins Gesicht. – Das politische Studium, welches eigentlich einen eigenen Curs ausmachen sollte, wird hier zur juristischen Fakultät gezählt. Landes-Staatsrecht, allgemeines Staatsrecht, Staatsrecht der vornehmsten europäischen Staaten, Statistik, europäische Staatengeschichte, Geographie, teutsches Privatrecht u. dergl. sind hier ganz unbekannte Dinge. Es giebt hier von einer ganzen Wissenschaft nur Einen Professor, und da er keine Honorarien zieht und keinen Nebenbuhler hat, so ist es ihm höchst gleichgiltig, ob er Zuhörer hat, oder nicht. Er gewöhnt sich daher nicht an einen schönen Vortrag, präparirt sich nicht, sondern läuft gerade so aufs Katheder, wie man in die Schenke läuft, um über Zeitungen zu saalbadern. Es giebt hier keine Lehrstühle für Professores extraordinarios, auf denen sich der angehende Lehrer bilden und üben kann. Diese Stellen werden auf eine ganz eigne Art besetzt. Sobald ein Lehrstuhl erledigt wird, schreibt man einen Concurs aus; aber die Stelle ist gemeiniglich schon an eine Kreatur vergeben, ehe der Concurs eröfnet wird. So hat also der geist- und herzvolle Mann keine Aussicht je