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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

ihre Feinde in Schutz zu nehmen, wenn sie auf eine andere Art eingerichtet wäre, als sie es hier war. Mußt du mir nicht gestehen, daß der Kampf zwischen einem Löwen und Löwen oder zwischen Thieren von gleicher Stärke wirklich etwas Großes ist? Aber wenn man einen Haufen Hunde (in der Hetzsprache Pudwascheln) an einen armen Esel (in der Hetzsprache Müllerlöwe) hetzt oder ein schwaches Rind den Klauen eines Löwen Preiß giebt, so sinkt dieses Schauspiel zu der abscheulichsten Schinderey herab. Wie das Feuer eigentlich ausgekommen sey, weiß man nicht. Einige behaupten: die Jakobiner hätten es angelegt, um die in der Nähe befindlichen Magazine in Brand zu bringen.

Der Genuß der sinnlichen Liebe hat seit des Todes der Kaiserinn Therese den freiesten Spielraum von der Welt, und wer in diesem Punkte ausschweifen will, hat gewiß keine Nachstellungen von der Polizey zu befürchten. Einer meiner Landsleute, der sich schon einige Jahre hier befindet, machte mir davon eine Beschreibung, die beynahe allen Glauben übersteigt. Wenn man Abends über die Straßen geht, so ist man nie sicher, daß man nicht von den Dirnen angefallen wird. Sie ziehen Heerdenweise, aber nicht wie die griechischen Sträußermädchen, in biviis et triviis herum, und sind größten Theils sauber und auch mitunter