Schlupfwinkeln hausten die Räuber mit Weib und Kind. 423 Der König liess nun grosse Kasten anfertigen, die mit Hilfe von Maschinen an eisernen Ketten von dem Gipfel hinuntergelassen wurden, da der Steilheit wegen von unten niemand hinaufzuklettern, noch von oben hinabzukriechen wagte. 424 Diese Kasten wurden mit Bewaffneten gefüllt, die mit langen Haken ausgerüstet waren, um damit die Widerspenstigen heranzuziehen und sie in die Tiefe zu stossen. Das Hinablassen der Kasten war mit grosser Gefahr verbunden, zumal da die Höhlenbewohner mit allen Abwehrmitteln versehen waren. 425 Als nun die Kasten in die Tiefe gelassen wurden, hatte keiner von den Räubern den Mut, sie anzugreifen, sondern sie verhielten sich sämtlich ruhig, bis endlich einer von den Bewaffneten, mit seinem Schwert umgürtet, mit beiden Händen die Kette ergriff, an welcher der Kasten herabhing, und voll Unwillen darüber, dass die Räuber nicht herauskommen wollten, sich zu einer der Höhlenöffnungen hinabliess. 426 Hier angelangt, trieb er zunächst die vielen Räuber, die sich dort befanden, mit Wurfspiessen zurück, zog dann die, welche sich widersetzten, mit dem gekrümmten Haken an sich heran und stürzte sie in die Tiefe. Hierauf drang er tiefer in die Höhle ein, tötete eine grosse Anzahl der daselbst versteckten Räuber und kehrte nun erst in den Kasten zurück, 427 während die übrigen Banditen, die das Wehklagen vernahmen, von Schrecken und Verzweiflung ergriffen wurden. Der Anbruch der Nacht that der weiteren Vernichtung Einhalt, und da der König durch einen Herold Verzeihung in Aussicht stellen liess, unterwarfen sich viele. 428 Am folgenden Morgen wurde der Angriff in derselben Weise wiederholt, und nun gingen die Soldaten schon kühner ans Werk, kämpften an den Höhleneingängen mit den Räubern 429 und warfen Feuerbrände hinein, um das Innere der Höhlen, wo viele brennbare Stoffe aufgehäuft lagen, anzuzünden. Ein greiser Räuber, der mit seinem Weib und seinen sieben Söhnen in einer Höhle eingeschlossen war, stellte sich, als seine Söhne ihn um die Erlaubnis
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/277&oldid=- (Version vom 12.12.2020)