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mehr vor den Parthern in acht, und obwohl die anderen nicht viel auf die Reden der Frau gaben, so schenkte er ihr doch vollen Glauben, weil er sie für verständig hielt.

(7.) 352 Während nun die Parther, die sich scheuten, einen solchen Mann offen anzugreifen, beratschlagten, was zu thun sei, und die Ausführung ihres Planes auf den folgenden Tag verschoben, beschloss Herodes, der sich in einer üblen Lage befand und den Nachrichten über die Gefangennahme seines Bruders und die Nachstellungen der Parther mehr glaubte als den gegenteiligen Versicherungen, bei Anbruch der Nacht zu fliehen und nicht mehr zu zögern, als wenn die ihm von seinen Feinden drohende Gefahr noch zweifelhaft sein könnte. 353 Er sammelte daher alle Soldaten, die er noch hatte, liess seine Weiber, seine Mutter, seine Schwester, ferner die Tochter von Aristobulus’ Sohn Alexander, die seine Gattin werden sollte, deren Mutter, die Tochter des Hyrkanus, seinen jüngsten Bruder sowie die ganze Dienerschaft und alles übrige Gesinde auf Reittiere setzen und machte sich, unbemerkt von den Feinden, auf den Weg nach Idumaea. 354 Es gab aber wohl niemand, der, wenn er zugegen gewesen wäre, kein Mitleid gefühlt hätte, als die Frauen ihre kleinen Kinder an sich drückten und unter Weinen und Schluchzen ihr Vaterland und ihre gefangenen Verwandten verliessen, um einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen.

(8.) 355 Herodes jedoch, der sich bald über sein Unglück hinwegsetzte, bewies sich nicht nur selbst der drohenden Gefahr gegenüber starkmütig, sondern ermahnte auch unterwegs jeden einzelnen, unverzagt zu sein und sich vom Gram nicht überwältigen zu lassen; denn das sei ihnen auf der Flucht, in der allein ihr Heil beruhe, doch nur hinderlich. 356 Auf dieses Zureden des Herodes hin versuchten auch alle, dem Unglück standzuhalten. Beinahe aber hätte er, als ein Maultier ausglitt und seine Mutter in Lebensgefahr geriet, sich selbst ums Leben gebracht, einesteils aus übergrosser Angst um

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/265&oldid=- (Version vom 12.12.2020)