Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/233

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jedoch zu Empörungen verleiten, so würden sie an ihm selbst statt eines Landpflegers einen strengen Herrn, an Hyrkanus statt eines Königs einen Tyrannen, an den Römern und Caesar aber statt Führern bittere Feinde haben, die den von ihnen eingesetzten Fürsten wohl zu schützen wissen würden. Durch solche Vorstellungen gelang es ihm leicht, die Juden zu beruhigen.

(2.) 158 Da er nun sah, wie träge und nachlässig sich Hyrkanus benahm, ernannte er seinen ältesten Sohn Phasaël zum Befehlshaber von Jerusalem und Umgebung, während er dem Zweitältesten, Herodes, Galilaea anvertraute. Dieser war noch sehr jung, indem er erst fünfundzwanzig Jahre zählte, 159 zeigte aber keinerlei Schwächen seines Alters, sondern fand, weil er entschlossenen Charakters war, bald Gelegenheit, seine Fähigkeiten zu zeigen. Als er nämlich dem Räuberhauptmann Ezechias, der mit einer grossen Schar die Nachbargegenden von Syrien durchzog, zufällig begegnete, liess er ihn ergreifen und mit vielen seiner Raubgenossen hinrichten. 160 Wegen dieser That hielten ihn die Syrer in hohen Ehren; hatte er ihnen doch das Land gesäubert, das sie so sehr von den Räubern befreit zu sehen wünschten. In Stadt und Dorf feierte man ihn, weil er Frieden und Sicherheit geschaffen hatte. So kam es, dass er auch dem Sextus Caesar, einem Verwandten des grossen Caesar und Landpfleger von Syrien, bekannt wurde. 161 Seine That machte aber auch die Eifersucht seines Bruders Phasaël rege, und seine Berühmtheit spornte diesen so sehr an, dass er sich keinen geringeren Ruf zu schaffen beschloss und die Jerusalemer sich sehr geneigt machte, indem er zwar selbständig regierte, aber weder unehrenhafter noch gewaltsamer Mittel sich bediente. 162 Durch alles dies erreichte Antipater, dass er vom Volke wie ein König verehrt und derart ausgezeichnet wurde, wie es sonst nur einem allmächtigen Herrscher zu geschehen pflegt. Dennoch liess er sich durch ein so grosses Glück nicht, wie dies meistens der Fall ist, zur Verminderung seiner Ergebenheit und Treue gegen den Fürsten verleiten.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/233&oldid=- (Version vom 12.12.2020)