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möglichst sparsam umgehen und den Aegyptiern nicht gestatten, den Überfluss zu verschwenden, sondern ihnen befehlen, denselben für die Zeit der Not aufzubewahren. Auch ermahnte er ihn, er möge das Getreide von den Ackersleuten in Empfang nehmen, es in Scheunen bergen und jedem nur so viel verabfolgen lassen, als er zum Lebensunterhalt brauche. 89 Pharao bewunderte den Joseph sowohl seiner Traumauslegung als des guten Rates wegen, den er gegeben, und betraute ihn selbst mit der Anordnung; er solle alles so machen, wie er es für das Volk der Aegyptier und den König für erspriesslich halte, denn als der Urheber des guten Rates sei er auch der geeignetste Mann, ihn auszuführen. 90 Joseph erhielt also vom Könige die Befugnis, dessen Siegel zu gebrauchen und Purpur zu tragen. Im Wagen fuhr er durch ganz Aegypten, sammelte von den Landleuten das Getreide und teilte jedem nur so viel davon zu, als er zur Saat und Nahrung gebrauchte. Doch verriet er niemand den Grund, warum er so verfuhr.

Sechstes Kapitel.
Wie Joseph in Aegypten berühmt wurde und die Brüder in seine Gewalt bekam.

(1.) 91 Joseph war damals dreissig Jahre alt und wurde vom König mit allen erdenklichen Ehren überhäuft. Wegen seiner staunenswerten Weisheit gab er ihm den Beinamen Psothomphanech, das heisst „Entdecker verborgener Dinge.“ Auch ging Joseph eine sehr ehrenvolle eheliche Verbindung ein. Denn unter Vermittlung des Königs heiratete er die Aseneth, die jungfräuliche Tochter des Petephras, eines Priesters in Heliopolis. 92 Von dieser erhielt er noch vor der Hungersnot zwei Söhne, deren ältester Manasses hiess. Dieser Name bedeutet „vergessen,“ weil er sein früheres widriges Schicksal vergass, als er in glückliche Verhältnisse kam. Der jüngere Sohn hiess Ephraïm, das heisst „wiedereingesetzt,“ weil

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/87&oldid=- (Version vom 4.8.2020)