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vielmehr blieben sie elend und ausgehungert. 82 Nach diesem Traume wachte ich beunruhigt auf und überlegte, was das Bild wohl bedeuten könne. Darüber schlief ich wieder ein und hatte nun einen zweiten noch wunderbareren Traum, der mich noch mehr erschreckte und verwirrte. 83 Ich meinte nämlich sieben Ähren zu sehen, die aus einer Wurzel sprossten und voll schwerer und reifer Körner waren, daneben aber auch sieben andere, armselige, trockene und schmächtige Ähren, welche sich zu den schönen hinneigten, um sie aufzuzehren, worüber ich mich sehr erschreckte “

(6.) 84 Darauf antwortete Joseph und sprach: „Dein Traum, o König, ist zwar scheinbar ein doppelter, bezeichnet jedoch in Wirklichkeit einen und denselben Vorgang. Denn was die Kühe betrifft (sie sind, nebenbei bemerkt, zum Pflügen bestimmt), die von den mageren verschlungen, 85 und die Ähren, die von den schlechteren verzehrt werden, so verkünden sie für Aegypten ebenso viele Jahre des Hungers und der Unfruchtbarkeit, als Jahre des Überflusses vorangegangen sind, und dass der Überfluss der letzteren von der Unfruchtbarkeit der folgenden verzehrt werden wird. 86 Und es wird die Not so gross werden, dass es schwer sein wird, ihr abzuhelfen, was ich daraus schliesse, dass die mageren Kühe, nachdem sie die fetten verschlungen, doch nicht satt werden konnten. Gott sagt aber sicherlich den Menschen die Zukunft voraus, nicht um sie zu erschrecken oder zu betrüben, sondern damit sie in kluger Vorsicht sich Erleichterung verschaffen können, wenn die vorherverkündeten Ereignisse eintreten. Wenn du daher den Ertrag der vorhergehenden Jahre aufspeicherst und weise verteilst, so werden die Aegyptier die nachfolgende Hungersnot nicht merken.“

(7.) 87 Der König aber bewunderte Josephs Weisheit und Klugheit, und er fragte ihn, wie denn zur Zeit des Überflusses für die Zukunft gesorgt werden könne; um die Unfruchtbarkeit erträglicher zu machen. 88 Darauf antwortete Joseph mit dem Rat, er solle mit der Ernte

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/86&oldid=- (Version vom 4.8.2020)