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schnöder Lust Schande anthuen wollte.“ Über eine solche Traumdeutung freute sich natürlich der Mundschenk und harrte nun des Erfolges.

(3.) 70 Noch ein anderer Diener des Königs, der oberste der Bäcker nämlich, war zugleich mit dem Mundschenk eingekerkert worden. Da nun auch er einen Traum gehabt und die günstige Auslegung vernommen hatte, die Joseph dem Traume des Mundschenken gab, fragte er ihn hoffnungsvoll, was sein eigener Traum bedeute, den er in der verflossenen Nacht gehabt. 71 Dieser aber war folgender: „Es schien mir,“ sagte er, „ich trüge auf meinem Kopfe drei Körbe, davon zwei mit Braten gefüllt, der dritte aber mit Zukost und anderen Esswaren, wie sie dem Könige bereitet werden. Da kamen Vögel angeflogen und verschlangen alles, und obwohl ich sie zu vertreiben suchte, konnte ich sie nicht abschrecken.“ 72 Und der Bäcker erwartete eine ähnlich günstige Auslegung, wie sie dem Mundschenk zu teil geworden. Joseph aber dachte über den Traum eifrig nach und verkündete ihm dann, er möchte ihm gern eine freudigere Deutung geben, als in dem Traume versteckt liege. Er habe nämlich nur noch zwei Tage zu leben (denn das bedeuteten die Körbe), 73 am dritten aber werde er gekreuzigt und eine Speise der Vögel werden, und er werde nichts dagegen vermögen. Und beiden geschah, wie Joseph vorhergesagt hatte. Denn als an dem erwähnten Tage der König seinen Geburtstag feierte, liess er den obersten der Bäcker kreuzigen, den Mundschenk aber entliess er aus dem Kerker und setzte ihn in sein früheres Amt ein.

(4.) 74 Als nun Joseph zwei Jahre im Gefängnis zugebracht und von dem Mundschenk trotz der günstigen Prophezeiung keine Hilfe erlangt hatte, erlöste Gott selbst ihn aus seinen Banden auf folgende Weise. 75 Pharao hatte in einer Nacht zwei Träume und zu jedem eine besondere Deutung erhalten; die Deutung hatte er vergessen, während er sich der Träume noch entsann. Da er nun über die Träume bekümmert war (sie schienen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/84&oldid=- (Version vom 4.8.2020)