Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/83

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Scharfsinn übertraf) einen Traum mit der Bitte, ihm denselben zu deuten, wenn man ihm eine Bedeutung beilegen könne. Er beklagte dabei sehr, dass ihm ausser dem vom Könige über ihn verhängten Elende auch noch die Träume solche Beunruhigung brächten.

(2.) 64 Er erzählte ihm also, er habe im Traum drei Rebzweige gesehen, an denen grosse und ausgereifte Weintrauben hingen; diese habe er in einen Becher ausgepresst, den der König in der Hand hielt, dann habe er den Most durchgeseiht und ihn dem Könige zum Trinken gereicht, der ihn gnädig angenommen habe. 65 Diesen Traum, sagte er, habe er gesehen, und er bat Joseph, ihm die Deutung desselben mitzuteilen, wenn er dazu die Einsicht besitze. Joseph aber hiess ihn gutes Mutes sein, denn in drei Tagen könne er seine Befreiung aus dem Kerker erwarten, und der König werde seine Dienste wieder begehren und ihn dazu wieder berufen. 66 Die Frucht des Weinstockes nämlich sei durch Gottes Freigebigkeit den Menschen zu ihrem Nutzen gegeben worden, da sie ihm selbst geopfert werde und da sie Freundschaft und Vertrauen unter den Menschen vermittele, Feindschaft löse, Verwirrung und Trauer zerstreue und grosses Vergnügen bereite. 67 „Du sagst nun, du habest mit deinen Händen aus drei Weintrauben den Saft gepresst, und der König habe ihn angenommen. So wisse also, dass du einen guten Traum gehabt hast, der dir zeigt, dass du in so viel Tagen, als es Weintrauben waren, aus denen du Wein gepresst im Traume‚ aus deinem Elend wirst erlöst werden. 68 Wenn du nun die Wahrheit dieser Deutung erprobt haben wirst, so erinnere dich meiner, der dir dieses Glück verkündet hat, und siehe nicht auf uns, die du hier im Kerker zurücklässt, verächtlich herab, wenn du die Freiheit wiedererlangt hast und das Glück findest, das ich dir vorhergesagt habe. 69 Denn nicht durch meine Schuld bin ich in Banden geworfen worden, sondern wegen meiner Tugend und Sittsamkeit erleide ich die Strafe von Verbrechern, da ich dem, der mich hierher gebracht hat, nicht aus

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/83&oldid=- (Version vom 4.8.2020)