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seinem Überfluss reichlich gespendet. „Meine Töchter,“ sagte er, „gab ich dir zur Ehe und hoffte durch diese Verbindung deine Freundschaft mit mir zu befestigen. 315 Du aber nahmst weder auf deine Mutter, noch auf unsere Verwandtschaft, noch auf deine Weiber und Kinder Rücksicht und behandeltest mich nicht anders, denn als Feind. Mein Eigentum hast du mir geraubt‚ meine Töchter zur Flucht aus der Heimat beschwätzt, 316 die Heiligtümer, die meine Vorfahren und ich hoch verehrten, mitgenommen und, was der Feind dem Feinde kaum anzuthun wagt, das hast du als mein Neffe, als der Gatte meiner Töchter und noch dazu als mein Gastfreund und Hausgenosse mir angethan.“ 317 Darauf entgegnete Jakob, nicht ihm allein, sondern auch allen anderen habe Gott die Liebe zum Vaterlande eingepflanzt, und es sei billig, dass er nach so langer Zeit sich dorthin zurückbegebe. 318 „Was aber den Vorwurf der Beraubung betrifft‚“ sagte er, „so würdest du von einem anderen Richter wohl selbst wegen Ungerechtigkeit verurteilt werden. Denn du schuldest mir vielmehr Dank dafür, dass ich dein Vermögen bewahrte und vermehrte; wie willst du es also ungerecht finden, dass ich mir einen kleinen Teil davon mitnahm? Und was deine Töchter anlangt, so wisse, dass sie nicht auf bösen Rat von mir hin mich begleitet haben, sondern aus Anhänglichkeit an den Gatten, wie es Eheweibern geziemt. Sie folgen also nicht so sehr mir, als ihren Kindern.“ 319 So sprach Jakob, um zu beweisen, dass er ihm kein Unrecht gethan. Dann aber beschuldigte er den Laban selbst, dass er, der Bruder seiner Mutter und Vater seiner Weiber, ihn zwanzig Jahre lang durch harte Massnahmen gequält habe. Den Betrug bei der Hochzeit, obgleich er an sich schlimm gewesen, wolle er dennoch nicht so hoch anschlagen; viel schlimmer seien die Vorgänge nach der Hochzeit, von denen man kaum glauben sollte, dass er sie einem Freunde zugemutet hätte. 320 Laban hatte allerdings den Jakob sehr unbillig behandelt; denn da er sah, dass Gott dessen Wünsche sämtlich begünstigte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/65&oldid=- (Version vom 4.8.2020)