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unverletzt, worauf der König ihn sogleich aus der Höhle ziehen liess. 260 Obgleich nun seine Feinde sahen, dass ihm nichts zugestossen war, wollten sie doch nicht eingestehen, dass er seine Rettung der Fürsorge Gottes verdanke, sondern meinten, die Löwen hätten ihm nur deshalb nichts gethan, weil sie satt gewesen seien. 261 Da befahl der König, der ihre Bosheit durchschaute, den Löwen so viel Fleisch vorzuwerfen, dass sie davon gesättigt würden, und dann Daniels Feinde in die Höhle zu stossen, damit es sich herausstelle, ob auch sie von den Löwen, wenn diese keinen Hunger mehr hätten, verschont blieben. 262 Als nun die Satrapen den Bestien vorgeworfen waren, erkannte Darius die wunderbare Rettung Daniels. Denn die Löwen verschonten keinen einzigen, sondern zerrissen sie alle, als wenn sie noch hungrig und nach Nahrung begierig wären. Da sie aber vorher vollständig mit Fleisch waren gesättigt worden, trieb sie, wie ich glaube, nicht der Hunger dazu, die Satrapen anzugreifen, sondern die Bosheit dieser Männer, die nach Gottes Willen auch den Tieren bekannt wurde, damit sie die Strafe dafür vollzögen.

(7.) 263 Als so die Feinde Daniels umgekommen waren, liess der König Darius im ganzen Lande verkünden, man solle den Gott verherrlichen, den Daniel anbete, denn er sei der wahre und allmächtige Gott. Den Daniel aber hielt er nach wie vor in hohen Ehren und machte ihn zu seinem ersten Freunde. 264 Als Daniel so den Gipfel seines Ruhmes erstiegen hatte, erbaute er, der besondere Liebling Gottes, in der medischen Stadt Ekbatana einen prachtvollen und wunderbar anzuschauenden Turm, der noch heute steht. Wer ihn sieht, könnte glauben, er sei erst jüngst erbaut worden, so wohlerhalten und frisch bietet er sich dem Auge dar, ohne vom Zahne der Zeit gelitten zu haben. 265[WS 1] In diesem Turm wurden die Könige der Meder, Perser und Parther bestattet, und die Obhut über ihn ist noch heute einem jüdischen Priester anvertraut. 266 Es geziemt sich, diese wunderbaren Ereignisse aus dem Leben Daniels hier mitzuteilen;

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Text leicht gekürzt.
Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 643. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/642&oldid=- (Version vom 12.12.2020)