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legte er ihm den Namen seines Gottes bei und setzte ihn nebst seinen Freunden zu Vorstehern des ganzen Reiches ein. Die letzteren aber gerieten durch fremden Neid in Gefahr, weil sie den König in folgender Weise beleidigten. 213 Der König liess eine goldene Bildsäule von sechzig Ellen Höhe und sechs Ellen Breite anfertigen und sie in der grossen Ebene von Babylon aufrichten. Als er sie nun feierlich weihen wollte, berief er die Vornehmen aus seinem ganzen Reiche zusammen und befahl ihnen, sobald sie den Schall der Posaune vernähmen, niederzufallen und die Bildsäule zu verehren. Die das aber nicht thäten, sollten in einen brennenden Ofen geworfen werden. 214 Als nun beim Schalle der Posaune alle die Bildsäule verehrten, sollen Daniels Freunde das nicht gethan haben, da sie die Gesetze ihrer Väter nicht übertreten wollten. Auf offener That ertappt, wurden sie alsdann ins Feuer geworfen, aber durch Gottes Fürsorge gerettet, sodass sie wider Erwarten dem Tode entgingen. 215 Das Feuer that ihnen nichts zu Leide und verschonte sie, als ob es gemerkt hätte, dass reine Menschen in seine Flammen gestürzt worden waren. Und solange die Jünglinge in dem Feuer verweilten, schien es zu schwach zu sein, um brennen zu können, weil Gott ihre Körper so beschützte, dass das Feuer ihnen keinen Schaden zu thun vermochte. Dadurch wurden sie als gerechte und Gott wohlgefällige Männer erwiesen und erlangten des Königs Gunst wieder, sodass sie in der Folgezeit stets bei ihm in hohem Ansehen standen.

(6.) 216 Nicht lange danach hatte der König einen anderen Traum, der ihm anzeigte, er werde den Thron verlieren und unter wilden Thieren leben, nach siebenjährigem Aufenthalt in der Wüste aber seine Herrschaft wiedererlangen. Er berief darauf wiederum die Mager zusammen und befragte sie um die Deutung des Traumes. 217 Keiner aber konnte die Auslegung geben ausser Daniel, und was er vorhersagte, traf auch wirklich ein. Denn Nabuchodonosor lebte die erwähnte Zeit in der Wüste,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 635. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/634&oldid=- (Version vom 12.12.2020)