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zwischen den Babyloniern und den Jerusalemern, indem die einen alles daran setzten, die Stadt in ihre Gewalt zu bekommen, die anderen aber ihr Heil darin suchten, unverdrossen neue Gegenwerke gegen die Belagerungsvorrichtungen der Feinde zu bauen. 134 Das ging so achtzehn Monate lang weiter, bis die Mehrzahl der Belagerten dem Hunger und den feindlichen Geschossen erlegen war.

(2.) 135 Endlich fiel die Stadt am neunten Tage des vierten Monats, im elften Jahre der Regierung des Sedekias. Den Sturm leiteten die babylonischen Heerführer, denen Nabuchodonosor die weitere Belagerung anvertraut hatte; denn er selbst hielt sich in der Stadt Reblatha auf. Die Namen dieser Heerführer, die vielleicht jemand kennen lernen möchte, waren Nergelear, Aremmantus, Semegar, Nabosaris und Echarampsaris. 136 Als die Stadt gegen Mitternacht in den Händen des Feindes war, drangen die Anführer in den Tempel ein. Auf die Nachricht davon floh der König Sedekias mit seinen Weibern, Kindern, Heerführern und Freunden durch enge und steile Schluchten aus der Stadt in die Wüste. 137 Einige Überläufer aber meldeten dies den Babyloniern, die beim Morgengrauen zu seiner Verfolgung ausrückten und ihn bei Jericho einholten und umzingelten. Als nun die Freunde und Heerführer, die mit Sedekias geflohen waren, die Feinde heranziehen sahen, verliessen sie ihn, zerstreuten sich hierhin und dorthin und waren nur auf ihre eigene Rettung bedacht. 138 Darauf wurde der König mit den wenigen, die bei ihm aushielten, gefangen genommen und nebst seinen Frauen und Kindern zum babylonischen Könige geführt. Nabuchodonosor schalt ihn einen Frevler und Vertragsbrüchigen, da er sein Versprechen, das Land in der Botmässigkeit der Babylonier zu erhalten, nicht erfüllt habe. 139 Auch warf er ihm Undankbarkeit vor; denn Sedekias habe die Herrschaft doch nur von ihm, der dieselbe dem Joachim entrissen habe, erhalten, und nun habe er seine Macht zum Nachteil seines Wohlthäters

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 622. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/621&oldid=- (Version vom 12.12.2020)