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Gunst stand, diesem das schändliche Beginnen seiner Freunde und der Vornehmen, die den Seher auf grausamere Weise umbringen wollten, als ihm dies im Gefängnis würde begegnet sein. 123 Sowie der König das vernahm, reute es ihn, den Seher in die Gewalt der Vornehmen gegeben zu haben, und er befahl dem Aethiopen, dreissig königliche Diener nebst Stricken und allem anderen, was er zur Rettung des Sehers brauche, mitzunehmen und den Jeremias so schnell wie möglich aus der Grube herauszuziehen. Der Aethiope that so, zog den Seher aus dem Schlamm heraus und liess ihn frei gehen.

(6.) 124 Darauf beschied der König ihn heimlich zu sich und fragte ihn, ob er ihm von Gott etwas zu sagen habe und ihm irgend eine Hilfe in Aussicht stellen könne. Jeremias entgegnete ihm: „Wohl habe ich dir etwas zu sagen, aber du wirst mir nicht glauben, wie auch die anderen meinen Verkündigungen kein Gehör geschenkt, sondern mich wie einen Verbrecher haben umbringen wollen. Wo sind jetzt die, welche euch vorgelogen haben, der Babylonier werde den Krieg gegen euch nicht zum zweitenmal aufnehmen? Ich meinerseits fürchte mich, dir die Wahrheit zu sagen, da du mich dann wohl zum Tode verurteilen wirst.“ 125 Als aber der König ihm eidlich versichert hatte, er werde ihn weder zum Tode verurteilen noch den Vornehmen ausliefern, fasste der Seher Mut und riet ihm, die Stadt den Babyloniern zu übergeben. 126 Er fügte hinzu, auf Gottes Antrieb erteile er ihm diese Ermahnung, wenn er der drohenden Gefahr entgehen und weder die Stadt dem Erdboden gleichmachen, noch den Tempel in Flammen aufgeben lassen wolle. Andernfalls werde er selbst die Schuld tragen, dass solches Unheil über ihn wie über seine Unterthanen komme. 127 Der König entgegnete, er wolle seinem Rate folgen, da das in seinem Interesse liege. Doch fürchte er, von denen, die aus seinem Volke zu den Babyloniern übergingen, beim feindlichen Könige fälschlich angeklagt zu werden und dann den

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 620. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/619&oldid=- (Version vom 12.12.2020)