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Vielmehr würden die Gefangenen mit allen Tempelgeräthen zurückkehren, die der Babylonierkönig aus dem Heiligtum geraubt habe. 112 Jeremias aber trat mitten unter sie und verkündete das gerade Gegenteil, indem er der Wahrheit gemäss prophezeite: „Ihr handelt sehr übel und betrügt den König, da das Bündnis mit den Aegyptiern ihm keinen Vorteil bringen wird. Denn der Babylonier wird sie schlagen, dann gegen Jerusalem rücken, das Volk belagern und durch Hunger aufreiben, die Überlebenden gefangen wegführen, ihr Hab und Gut rauben, den Tempel plündern und in Brand stecken und die Stadt von Grund aus zerstören. 113 Wir aber werden ihm und seinen Nachkommen siebzig Jahre lang als Sklaven dienen. Nach Ablauf dieser Zeit werden uns aus ihrer Knechtschaft die Perser und Meder befreien, die der Herrschaft der Babylonier ein Ende machen werden. Sie werden uns in dieses Land zurückkehren lassen, und wir werden den Tempel wieder aufbauen und Jerusalem wiederherstellen.“ 114 Diesen Worten des Jeremias glaubten die meisten; die Vornehmen aber und die ruchlosen Menschen verhöhnten ihn, als wäre er nicht bei Verstand. Als er sich nun wieder in seine Vaterstadt Anathoth, die zwanzig Stadien von Jerusalem entfernt lag, begeben wollte, begegnete ihm einer der Vorsteher, schlug ihn und warf ihm vor, er wolle zu den Babyloniern überlaufen. 115 Der Seher wies diese Beschuldigung zurück und sagte, er beabsichtige nur in seine Heimat zurückzukehren. Der andere aber ergriff ihn, führte ihn vor die Behörde und überantwortete ihn dem Gerichte, das ihn mit allen erdenklichen Folterqualen belegte und ins Gefängnis werfen liess. Hier musste er geraume Zeit zubringen und grosses Unrecht erdulden.

(4.) 116 Im neunten Jahre der Regierung des Sedekias aber, und zwar am zehnten Tage des zehnten Monats, rückte der Babylonierkönig mit seinen Truppen abermals gegen Jerusalem, setzte sich vor der Stadt fest und belagerte sie achtzehn Monate lang unter Anspannung

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/617&oldid=- (Version vom 12.12.2020)