Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/615

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

machen. Deshalb sandte er ein Heer aus, um den Joachim in Jerusalem zu belagern. 100 Joachim aber, der von Natur gütig und gerecht war, konnte es nicht ansehen, dass die Stadt um seinetwillen in Gefahr schwebte, und übergab darum seine Mutter und seine übrigen Verwandten den von dem Babylonier geschickten Heerführern als Geiseln, nachdem diese ihm eidlich versichert hatten, dass weder die Stadt noch die Geiseln etwas zu leiden haben würden. 101 Aber der Eid wurde noch nicht ein Jahr lang gehalten, denn der Babylonierkönig selbst brach ihn, indem er seinen Heerführern brieflich anbefahl, die in der Stadt befindlichen jungen Leute und Handwerker, zehntausendachthundertzweiunddreissig an der Zahl, zu fesseln und als Gefangene ihm zuzuführen, desgleichen auch den Joachim selbst nebst seiner Mutter und seinen Freunden. 102 Alle diese Gefangenen liess er streng bewachen. Zum Könige aber ernannte er den Oheim des Joachim, Sedekias, nachdem er ihn eidlich verpflichtet hatte, das Land in Babylons Botmässigkeit zu halten, keine Umwälzung zu planen und nicht mit den Aegyptiern in Verbindung zu treten.

(2.) 103 Als Sedekias die Regierung übernahm, war er einundzwanzig Jahre alt. Er war der leibliche Bruder des Joakim und ein Verächter von Recht und Zucht. Auch die in seiner Umgebung befindlichen erwachsenen Männer waren gottlos, und selbst das gemeine Volk verübte Schlechtigkeiten nach seinem Gutdünken. 104 Deshalb begab sich der Prophet Jeremias zum Könige, wehklagte und gebot ihm, von seiner Gottlosigkeit und Gesetzesübertretung abzulassen und die Gerechtigkeit zu pflegen. Er möge weder auf die Vornehmen, unter denen es die grössten Übelthäter gebe, hören, noch den falschen und lügnerischen Sehern glauben, dass der Babylonier die Stadt nicht noch einmal belagern oder die Aegyptier gegen letzteren zu Felde ziehen und ihn überwinden würden. Denn das sei alles Lüge und werde nie in Erfüllung gehen. 105 Sedekias sah wohl ein, dass der Prophet recht habe, und dass seine Worte, die

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 616. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/615&oldid=- (Version vom 12.12.2020)