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Tochter Arans. Und noch näher hat uns einander ein Verwandtschaftsband jüngerer Zeit gebracht, 290 denn meine Mutter Rebekka ist die Schwester deines Vaters Laban und hat mit ihm denselben Vater und dieselbe Mutter. Wir sind somit Geschwisterkinder. Nun aber komme ich hierher, um euch zu begrüssen und die alte Verwandtschaft zu erneuern.“ 291 Da erinnerte sie sich (wie Kinder gewöhnlich thun) alles dessen, was sie früher von ihrem Vater über Rebekka gehört hatte, und da sie wohl wusste, wie gern ihre Eltern den Namen derselben hörten, umarmte sie den Jakob unter Thränen, 292 begrüsste ihn und sprach: „Du machst meinem Vater und meiner Familie eine sehr grosse Freude, denn er hat deine Mutter nicht vergessen und spricht oft von ihr, und er wird dich deshalb aufs höchste schätzen.“ Alsdann hiess sie ihn auf dem Fusse ihr zum Vater folgen, damit diesem nicht länger das Vergnügen, ihn zu sehen, entzogen werde.

(5.) 293 Laban aber erkannte ihn sogleich, und da Jakob sich hier unter Freunden keinen Zwang auferlegte, bereitete er ihm durch seine unerwartete Ankunft grosse Freude. 294 Als aber einige Tage verflossen waren, sagte Laban, er freue sich über Jakobs Anwesenheit mehr, als er mit Worten sagen könne; doch wolle er wissen, weshalb er seine betagten Eltern verlassen habe, die doch seiner Hilfe sehr bedürften, und hierher gekommen sei. Alle seine Wünsche werde er nach Kräften zu erfüllen suchen. 295 Darauf erklärte ihm Jakob alles und sagte, Isak habe Zwillingssöhne, ihn und den Esau. Dieser trachte ihm nach dem Leben, weil er ihn um den väterlichen Segen gebracht, den er (Jakob) durch der Mutter List empfangen habe, wodurch er jenem die ihm von Gott bestimmte Herrschaft zugleich mit dem Glücke, das der Vater ihm von Gott erfleht, entrissen habe. 296 Dies und der Befehl seiner Mutter seien die Ursachen seiner Ankunft. „Wir haben zwar,“ fügte er hinzu, „fast überall Verwandte, doch zog die Mutter euch als die nächsten vor. Dir also vertraue ich mich in meiner jetzigen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/61&oldid=- (Version vom 4.8.2020)