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(2.) 208 Da ich mir aber vorgenommen habe, eine genaue Geschichte unseres Volkes zu schreiben, halte ich es für notwendig, alles zu erwähnen, was ich in den Büchern der Hebräer über diesen Seher aufgezeichnet gefunden habe. Gott hatte ihm nämlich befohlen, in das Reich des Ninus zu reisen, sich in die Stadt (Ninive) zu begeben und dort zu verkündigen, der König werde binnen kurzem seine Herrschaft verlieren. Doch er fürchtete sich und begab sich nicht dahin, sondern floh vor Gott in die Stadt Joppe, bestieg hier ein Schiff und wollte nach Tarsus in Cilicien fahren. 209 Plötzlich aber entstand ein heftiger Sturm, und das Schiff drohte unterzugehen. Die Schiffer samt dem Steuermann und dem Kapitän gelobten Gott, sie wollten ihm ihre Dankbarkeit erweisen, wenn er sie aus der Gefahr errette. Jonas aber that nichts dergleichen, sondern blieb im Schiffe verborgen liegen. 210 Als nun die Wellen stets höher schlugen und der Sturm das Meer immer heftiger aufwühlte, argwöhnten die Schiffer, wie dies wohl vorkommt, es sei jemand von den Passagieren schuld an dem Sturm, und sie beschlossen daher, das Los zu werfen, um den Schuldigen zu ermitteln. 211 Das Los aber traf den Seher, und als sie ihn fragten, woher er sei und was er vorhabe, antwortete er, er sei seiner Herkunft nach Hebräer und ein Prophet Gottes. Dann gab er ihnen den Rat, sie möchten, wenn sie der gegenwärtigen Gefahr entrinnen wollten, ihn ins Meer werfen; denn er sei die Ursache, weshalb der Sturm so heftig wüte. 212 Die Leute wollten sich anfangs hierzu nicht verstehen, weil sie es für unrecht hielten, einen fremden Menschen, der ihnen sein Leben anvertraut hatte, dem offenbaren Untergange preiszugeben. Da aber die Not immer grösser wurde und das Schiff zu versinken drohte, liessen sie sich endlich teils auf Drängen des Sehers, teils aus Furcht vor dem Untergange dazu bestimmen, ihn ins Meer zu werfen. 213 Der Sturm legte sich nun sogleich. Jonas aber soll von einem Fische verschlungen und von diesem nach drei Tagen und ebenso vielen Nächten an das

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/581&oldid=- (Version vom 23.9.2020)