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Joram, Gotholia und deren Nachkommen in Verfall geratenen Tempels erheben zu lassen. 162 Der Hohepriester indes kam dem Befehle nicht nach, weil er wusste, dass doch niemand etwas beisteuern würde. Im dreiundzwanzigsten Jahre seiner Regierung aber liess der König den Hohepriester und die Leviten zu sich kommen und machte ihnen Vorwürfe darüber, dass sie seinen Befehl nicht vollzogen hätten. Und da er ihnen zugleich dringend ans Herz legte, in Zukunft mehr für die Wiederherstellung des Tempels besorgt zu sein, ersann der Hohepriester ein Mittel zum Zwecke der Einsammlung von Geldspenden, dem das Volk gern beipflichtete. 163 Er liess nämlich einen hölzernen Kasten anfertigen, der an allen Seiten verschlossen war und nur eine einzige lochförmige Öffnung hatte. Diesen Opferstock liess er im Tempel neben dem Altare aufstellen und gebot, dass jeder zur Wiederherstellung des Tempels Geld durch das Loch hineinwerfen solle, und zwar so viel als ihm beliebe. Damit war das Volk einverstanden und steuerte in regem Wetteifer eine Menge Gold- und Silbergeld bei. 164 Der Schreiber und der die Kasse führende Priester leerten den Kasten, zählten seinen Inhalt in Gegenwart des Königs und stellten ihn dann wieder an seinen Platz. So verfuhr man Tag für Tag. Als nun genug beigetragen zu sein schien, verwendete der Hohepriester Jodaus in Gemeinschaft mit dem König die Mittel zur Bezahlung von Steinmetzen und Baumeistern und zur Anschaffung einer Menge schönen Bauholzes. 165 Nach Vollendung der Wiederherstellungsarbeiten verwendete man das noch übrige Gold- und Silbergeld zur Beschaffung von Bechern, Schalen, Krügen und anderen Gefässen und brachte täglich herrliche Opfer dar. Dieser Eifer hielt an, so lange Jodaus am Leben blieb.

(3.) 166 Nach seinem Tode aber (er erreichte ein Alter von hundertdreissig Jahren, war ein hervorragend frommer und gerechter Mann und wurde, weil er dem Geschlechte Davids die Herrschaft erhalten hatte, in der Königsgruft beigesetzt) vernachlässigte der König Joas den Gottesdienst,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/573&oldid=- (Version vom 23.9.2020)