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Speise brachte und sie auch die Stadt nicht betreten durften, der Meinung waren, es sei besser, wenn sie sich den Feinden preisgäben‚ als an dem Orte, wo sie sich aufhielten, vor Hunger umzukommen. Sie dachten, die siegreichen Feinde würden ihrer schonen; müssten sie aber dennoch ihr Leben lassen, so würden sie wenigstens ehrenvoll sterben. 76 Als sie diesen Entschluss gefasst hatten, begaben sie sich zur Nachtzeit ins feindliche Lager. Gott aber erschreckte und verwirrte die Syrer und liess in ihren Ohren Pferdegetrappel und Waffengeklirr ertönen, als wenn ein Heer im Anrücken begriffen sei, sodass sie je länger je mehr in diesem Wahne bestärkt wurden. 77 Dadurch gerieten sie so in Aufregung, dass sie ihr Lager verliessen, zu Adad liefen und ihm meldeten, Joram, der König der Israëliten, komme mit geworbenen Hilfstruppen sowie mit dem Könige von Aegypten und dem Könige der Inseln heran, um über sie herzufallen. Sie hätten deutlich das Geräusch des anrückenden Heeres gehört. 78 Dieser Nachricht schenkte Adad um so eher Glauben, als auch in seinen Ohren das verdächtige Geräusch ertönte. Und so ergriff alles in wilder Verwirrung die Flucht unter Zurücklassung der Pferde, der Lasttiere und ungeheurer Schätze. 79 Als nun die erwähnten Aussätzigen zum syrischen Lager kamen, bemerkten sie darin eine grosse Ruhe und Stille. Sie gingen hierauf in das Lager hinein, betraten eines der Zelte, da sie vor dem Eingange desselben niemand bemerkten, erquickten sich mit Speise und Trank, nahmen dann viele Kleider und eine Menge Gold weg und verbargen den Raub ausserhalb des Lagers. 80 Dann betraten sie ein anderes Zelt und trugen auch aus diesem fort, was sie darin vorfanden. Als sie nun auch noch zum dritten- und viertenmal dasselbe gethan und niemand gesehen hatten, schlossen sie daraus, dass die Feinde abgezogen seien, und machten sich Vorwürfe, dass sie nicht dem Joram und ihren Mitbürgern davon Anzeige erstattet hätten. 81 Sie liefen deshalb sogleich bis vor die Stadtmauer Samarias und riefen den Wachen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 558. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/557&oldid=- (Version vom 23.9.2020)