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seinen ältesten Knecht ab, nachdem er ihn unter strengem Eide verpflichtet hatte. 243 Das geschah so: Sie legten einander die Hände auf die Oberschenkel und riefen Gott zum Zeugen ihrer zukünftigen Handlungen an. Auch gab er ihm Geschenke für seine dortigen Freunde mit, die daselbst selten oder gar nicht vorhanden waren und deshalb besonders geschätzt wurden. 244 Der Knecht aber brauchte zur Reise eine lange Zeit, da der Weg durch Mesopotamien im Winter wegen des vielen Kotes, im Sommer wegen Mangels an Wasser beschwerlich war. Auch machten Strassenräuber, denen der Reisende nur bei äusserster Vorsicht entgehen konnte, die Gegend unsicher. Endlich kam er aber zur Stadt Ghana. In deren Weichbild traf er mehrere Jungfrauen, die Wasser holen gingen, 245 und er bat Gott, er möge ihn die Rebekka (wegen deren Werbung ihn Abram gesandt hatte) unter den Mädchen finden lassen, wenn die Schliessung der Ehe ihm wohlgefällig sei. Er möge ihn dieselbe daran erkennen lassen, dass sie ihm auf seine Bitten einen Trunk gewähre, während die anderen ihm denselben verweigern würden.

(2.) 246 In dieser Absicht näherte er sich dem Brunnen und bat die Jungfrauen, sie möchten ihm zu trinken geben. Als diese ihm aber die Bitte abschlugen, da sie das Wasser selbst brauchten, um es nach Hause zu tragen (denn das Wasser war mühsam zu schöpfen), tadelte eine von ihnen sie wegen ihrer Unfreundlichkeit gegen den Fremdling und fragte sie, was sie denn ihren Mitmenschen eigentlich mitteilen wollten, wenn sie nicht einmal Wasser hergäben. Und sie erfüllte freundlich seinen Wunsch. 247 Daraus schöpfte jener gute Hoffnung; um sie aber noch besser kennen zu lernen, lobte er ihr gütiges Benehmen und dass sie sich nicht weigere, mit eigener Mühe Durstigen behilflich zu sein. Dann erkundigte er sich nach ihren Eltern, wünschte ihnen Glück zu einer solchen Tochter und dass sie dieselbe mit einem rechtschaffenen Manne verloben möchten, auf dass sie ihm eheliche Kinder gebäre. 248 Die Jungfrau aber verweigerte

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/53&oldid=- (Version vom 4.8.2020)