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des Königs Roboam, damit in der Geschichtserzählung die notwendige Ordnung gewahrt werde.

(4.) 225 Jeroboam also baute sich einen Königspalast in der Stadt Sikim und nahm daselbst seinen Wohnsitz. Einen zweiten Palast liess er in der Stadt Phanuel errichten. Da nun in kurzem das Fest der Laubhütten bevorstand‚ überlegte er bei sich, das Volk würde vielleicht, wenn es nach Jerusalem zöge, um dort Gott anzubeten und das Fest zu feiern, anderen Sinnes werden und, angelockt von der Pracht des Tempels und des Gottesdienstes, von ihm abfallen und sich dem früheren König wieder zuwenden. Das, dachte er, würde ihn in Lebensgefahr bringen, und er ersann deshalb folgenden Plan. 226 Er liess zwei goldene Kälber anfertigen und denselben zwei Tempel erbauen, den einen in Bethel, den anderen in Dan, das bei den Quellen des kleinen Jordan liegt. In jedem dieser Tempel stellte er eines der Kälber auf, liess die zehn Stämme zusammenkommen und hielt an sie folgende Ansprache: 227 „Ihr Stammesgenossen, ihr wisst alle, wie ich glaube, dass Gott allgegenwärtig ist, und dass es keinen Ort giebt, wo er sich besonders aufhielte, sondern dass er überall die Bitten seiner Kinder erhört. Deshalb will ich euch nicht dazu drängen, dass ihr der Gottesverehrung wegen den weiten Weg nach der feindlichen Stadt Jerusalem zurücklegt. 228 Den Tempel daselbst hat doch nur ein Mensch gemacht; in gleicher Weise habe ich zwei goldene Kälber an Gottes statt anfertigen lassen und eins davon in Bethel, das andere in Dan aufgestellt, damit jeder von euch zu dem ihm am nächsten gelegenen Ort sich begeben und Gott verehren kann. Einige von euch werde ich zu Priestern und Leviten machen, sodass ihr den Stamm Levis und die Nachkommen Aarons nicht mehr nötig habt. Wer also gern Priester werden möchte, opfere Gott ein Kalb und einen Widder, was ja auch der erste Priester Aaron gethan haben soll.“ 229 Mit diesen Worten betrog er das Volk und veranlasste es, von der Religion seiner Väter abzufallen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/506&oldid=- (Version vom 23.9.2020)